エピソード

  • #30 – Muslimisch-migrantisch auf dem Land
    2024/12/10
    4,55 Millionen Deutsche sind Musliminnen und Muslime. Damit ist der Islam die größte nicht-christliche Religionsgemeinschaft in Deutschland, doch nur wenige von ihnen leben in den Ländlichen Räumen (https://www.bpb.de/themen/stadt-land/laendliche-raeume/335931/religionsgemeinschaften-in-laendlichen-raeumen/#node-content-title-5). Du’A Zeitun ist islamische Theologin und Pädagogin an der Katholischen Landvolkhochschule Oesede im Landkreis Osnabrück und Expertin für Antisemitismusprävention. Sie gibt uns einen Einblick in die Lebenssituation von Muslim:innen in den Ländlichen Räumen und ihre Arbeit im Interkulturellen Dialog. Im Vergleich zur Mehrheitsgesellschaft ist es für Muslim:innen – gerade wenn sie erst kürzlich geflüchtet sind – schwieriger ihren alltäglichen Bedürfnissen nachzugehen. Moscheen gibt es meist nur in Mittel- oder Großstädten und dann ist es auch noch fraglich, ob das Gebet in der bevorzugten Sprache stattfindet. Ebenso sind orientalische oder arabische Lebensmittelläden in Ländlichen Räumen kaum zu finden. Noch wichtiger ist aber das Vorhandensein einer Gemeinschaft, in der sich Muslim:innen mit ihrer Kultur, Sprache und Religion willkommen und verstanden fühlen. Trotzdem berichtet Du’A Zeitun von Vorteilen, die die Ländlichen Räume für migrierte Muslim:innen haben können, sodass sie integrierter in die deutsche Gesellschaft leben können als in Städten. So besteht die Chance in den Ländlichen Räumen die deutsche Sprache schneller zu lernen und dadurch einfacher Praktikums- und Arbeitsplätze zu bekommen (auch hier: https://www.bpb.de/themen/migration-integration/kurzdossiers/migration-in-staedtischen-und-laendlichen-raeumen/308032/auf-dem-dorf-hast-du-einen-namen-in-der-stadt-eine-nummer-gefluechtete-in-laendlichen-raeumen/). Um diesen Herausforderungen zu begegnen und schließlich die Vorteile der Ländlichen Räume für Muslim:innen nutzbar zu machen, hat Du’A Zeitun in ihrem Projekt den muslimischen Jugendverein in Osnabrück MUJOS gegründet (https://www.mujos.info/). Hier können sich muslimische Jugendliche aus der Region vernetzen, (politische) Bildungsseminare aber auch Gemeinschaft wahrnehmen und mit anderen Gruppen in Dialog gehen (z.B. aktuell mit der Polizei: https://mujbepo.de/). Außerdem finden sie dort einen sicheren Ort zum Teilen von rassistischen Erfahrungen und können auf Gleichgesinnte treffen. Als besonders förderlich für den Erfolg des Projekts bezeichnet Du’A Zeitun die Vernetzung der Religionen im Osnabrücker Land. Dass sich alle Akteure offen und engagiert im interkulturellen Dialog zeigen und Vorurteile abbauen wollen, sei der erste Schritt zu einer friedvollen bunten und diversen Gesellschaft. Hintergrund-Publikationen zur Lebenssituation von Muslim:innen und Geflüchteten in (den Ländlichen Räumen in) Deutschland: Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) zur Migration in städtischen und ländlichen Räumen (2020): https://www.bpb.de/themen/migration-integration/kurzdossiers/migration-in-staedtischen-und-laendlichen-raeumen Thünen-Institut zur „Integration von Geflüchteten: Herausforderungen und Potenziale für ländliche Räume“ (2023): https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn065548.pdf Bundesamt für Migration und Flüchtlinge zur „Integration von Geflüchteten in ländlichen Räumen“ (2020): https://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Forschung/Forschungsberichte/fb36-integration-laendlicher-raum.pdf?__blob=publicationFile& Robert Bosch Stiftung und Friedrich Ebert Stiftung zu „Musliminnen und Muslime in Ländlichen Räumen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen“ (2018): https://www.bosch-stiftung.de/sites/default/files/publications/pdf/2018-11/Musliminnen-und-Muslime-in-l%C3%A4ndlichen-R%C3%A4umen_PDF.pdf
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    29 分
  • #29 - Jung und engagiert auf dem Land
    2024/11/12

    Zu den Bedürfnissen und Herausforderungen von Jugendlichen in den Ländlichen Räumen gibt es nur wenige konkrete Zahlen. In etablierten Studien zur deutschen Jugend werden Differenzen zwischen Stadt und Land nur am Rande erwähnt. So z.B. bei der erfreulichen Entwicklung, dass es keine gravierenden Unterschiede im Zugang zum Gymnasium zwischen Stadt und Land gibt, in der Shell Jugendstudie 2019. Heißt das, es gibt insgesamt kaum Unterschiede oder wurden diese nur noch nicht untersucht?

    Dieser Frage widmen wir uns mit Anne-Kathrin Meister, stellvertretende Bundesvorsitzende des Bund der deutschen Landjugend (BDL), und Ursula Braunewell, erste Vize-Präsidentin der Deutschen Landfrauen und von 1987-1989 im Vorstand des BDL. Unsere beiden Gäste teilen ihre Erfahrungen aus ihrer ehrenamtlichen Arbeit und persönlichen Erlebnissen. Dabei zeigen sie schnell auf, dass die Jugend in Ländlichen Räumen generell die gleichen Bedürfnisse hat wie Jugendliche in Städten, diesen aber nicht so leicht nachgehen kann. Begrenzende Faktoren seien dabei unter anderem die Mobilität, das Angebot an Bildungs- oder Freizeitangeboten aber auch der Breitbandausbau.

    Als größter deutscher Verband für Jugendliche in Ländlichen Räumen spricht der BDL seit 75 Jahren genau diese Themen an und setzt sich für gleichwertige Lebensverhältnisse für Jugendliche ein. Die rund 100.000 Mitglieder des Verbandes sind dabei so divers wie die deutsche Gesamt-Gesellschaft und „nur“ vereint durch ihre gemeinsame Heimat in den Ländlichen Räumen. Anne-Kathrin Meister und Ursula Braunewell veranschaulichen wie viele Erfolge in den 75 Jahren Einsatz für junge Menschen schon zu verzeichnen waren. Dabei wird sich schon seit Jahrzehnten nicht nur für landwirtschaftliche Themen engagiert, sondern auch für die Rechte von Frauen und Mädchen, queeren Menschen, gegen Rassismus und Antisemitismus oder ungesunden Alkoholkonsum (https://www.landjugend.de/landjugend/positionen/ sowie https://www.landjugend.de/landjugend/publikationen/). Die Landjugend nimmt also eine Vorreiterrolle im Engagement für jugendliche Themen ein.

    Wissenschaftliche Publikationen zur Jugend in Deutschland:

    • Shell Jugendstudie, 2024
    • SINUS Jugendstudie, 2024
    • Continental Umfrage Generation Z, 2023
    • BMFSFJ Freiwilliges Engagement junger Menschen (4. Deutsche Freiwilligensurvey), 2017
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    47 分
  • #28 - Klima ernten auf dem Land
    2024/10/08

    Klima ernten auf dem Land – geht das gut? Was muss beachtet werden und wie nimmt man die Bevölkerung mit? – In unserem Podcast hatten wir dieses Mal drei Gäste:

    Karl Richard Nissen, der knapp 30 Jahre ehrenamtlicher Bürgermeister für die 260-Einwohnergemeinde Sprakebüll in Nordfriesland war und das Dorf zusammen mit Hans-Christian Andresen, Landwirt und Gründer von Solar-Andresen auf den Weg der Energiewende gebracht hat. Und Christian Andresen, der die Firma nun von seinem Vater übernommen hat und weiterführt, was Karl Richard und Hans-Christian auf dem Weg gebracht haben.

    In Sprakebüll liefern Wind, Sonne und Biogas Strom und Wärme. Zudem ist E-Mobilität mit dem „Dörpsmobil“ für alle Dorfbewohner:innen zugänglich. Das war nicht immer so – in den 1960er Jahren hatte das Dorf noch 26 landwirtschaftliche Betriebe, heute sind es nur noch drei, ohne die erneuerbaren Energien wäre das Dorf sehr arm, so Karl Richard Nissen. Durch erneuerbare Energien in Bürgerhand hat sich das Dorf trotz des Strukturwandels in der Landwirtschaft zu einem prosperierenden Ort gewandelt. Denn durch die Wind- und Solaranlagen fließen Gewerbesteuern in die Gemeindekasse. So kann sich Sprakebüll Fahrradwege, Musikunterricht für Kinder, Kostenfreies Schwimmen und Sauna für die Freiwillige Feuerwehr und auch ein günstiges Carsharing leisten.

    Wichtig bei der Entwicklung hin zum Energiedorf war, so sind sich die drei Gäste einig, die Bürger:innen vor Ort zu beteiligen. Geholfen hat auch, dass es damals, als der erste Bürgerwindpark geplant wurde, nicht so viele bürokratische Vorgaben gab.

    Ein Leitfaden zum Bürgerwindpark ist hier zu finden: https://ee-sh.de/de/dokumente/content/leitfaeden-und-magazine/Leitfaden_Buergerwindpark_web.pdf

    Bjarne Mädel und Anke Engelke haben Sprakebüll besucht: https://www.ardmediathek.de/video/schleswig-holstein-magazin/anke-engelke-und-bjarne-maedel-besuchen-sprakebuell/ndr/Y3JpZDovL25kci5kZS83OGViMzU2MC1hYzkzLTQ4YTQtYmIxNy1iMzlmMWU0N2M5Y2U

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    51 分
  • #27 – Die neue Ländlichkeit und mediale Darstellungen ländlicher Räume
    2024/09/10

    Seit Jahren erfreuen sich verschiedene Medien, in denen es um Dörfer, Ländlichkeit und ländliche Räume geht, in Deutschland einer besonderen Beliebtheit. Magazine wie Landlust erreichen Rekordauflagen, Dorfromane wie „Unterleuten“ von Juli Zeh führen Bestsellerlisten an und Neo-Heimatfilme/-krimis, die skurrile Titel mit bayerischen Traditionsgerichten tragen, füllen landläufig die Kinosäle.

    In unserer neuesten Episode LandAussichten tauchen wir daher tief in die Welt der „neuen Ländlichkeit“ ein. Wir begeben uns auf Spurensuche und betrachten die sich verändernden Erzählungen oder Narrative rund um ländliche Räume und wie diese unser Verständnis und unsere Vorstellung davon prägen. Dabei geht es unter anderem darum, was hinter den zentralen Narrativen rund um ländliche Räume in Deutschland steckt, wie diese Bilder auf die Realität vor Ort wirken und warum gerade (Ober-)Bayern medial als Region so stark mit der Idee von Ländlichkeit verknüpft ist.

    Der Kapitän dieser Reise ist Kulturwissenschaftler Prof. Dr. Manuel Trummer. Er forscht an der Universität Regensburg zu digitalen und medialen Erzählkulturen, ländlichen kulturellen Praktiken, Transformationsprozessen und wie sich diese miteinander zusammenhängen. Mit an Bord hat er viele spannende Einblicke aus über 15 Jahren Wissenschaft und verschiedenen anderen Tätigkeiten rund um das Thema Kulturen ländlicher Räume.

    Die Dokureihe "Topografien" von Dieter Wieland, die er als besonders gelungene Darstellung von Ländlichkeit und kritische Beobachtung der Transformation in den Populärmedien nennt, lässt sich in der ARD-Mediathek unter: https://www.br.de/br-fernsehen/sendungen/unter-unserem-himmel/dieter-wieland-topographie-100.html abrufen.

    In seinem Buchkapitel „Making Bavaria, Zur medialen Governance des Ländlichen am Beispiel des BR-Fernsehens“ (https://journals.univie.ac.at/index.php/rhy/article/view/5878) befasst sich Manuel Trummer verstärkt mit der Rolle des Bayerischen Rundfunks in der Darstellung ländlicher Räume. Hierbei geht er neben grundsätzlichen Überlegungen zur Rolle medialer Darstellungen auf gesellschaftliche Wahrnehmungen besonders auf die TV-Formate „Komödienstadel“ und „Dahoam is Dahoam“ ein.

    Der angesprochene Essay „Neue Ländlichkeit – eine kritische Betrachtung“ von Prof. Dr. Claudia Neu ist unter: https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/236826/neue-laendlichkeit/ frei verfügbar. In ihrem Text setzt sie sich kritisch mit romantisierten Vorstellungen ländlicher Räume aus städtischer Perspektive und den dahinterliegenden Widersprüchen und Problematiken auseinander.

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    43 分
  • #26 - Geschlechtersensible Raumplanung mit Dr.in Melanie Rühmling und Jutta Kuhles
    2024/08/13

    Frauen stellen sich in Hinblick auf ihre Wohnortswahl im Vergleich zu Männern andere oder zusätzliche Fragen. Diese reichen von „Wo fühle ich mich als Frau wohl und sicher?“ über „Wo gibt es für mich interessante Arbeits-, Ausbildungs- und Freizeitangebote?“ bis zu „Wo fühle ich mich als Frau gesehen und gehört?“. In den 2000er- und 2010er-Jahren hat dies zu einem signifikanten Männerüberschuss in den jüngeren Generationen in den Ländlichen Räumen, insbesondere Ostdeutschlands, geführt (https://www.bib.bund.de/Publikation/2012/Wenige-junge-Frauen-im-laendlichen-Raum-Ursachen-und-Folgen-der-selektiven-Abwanderung-in-Ostdeutschland.html?nn=1219558). In unserer aktuellen Folge LandAussichten sprachen wir mit Jutta Kuhles, Präsidentin des Rheinischen LandFrauenverbandes sowie dlv-Präsidiumsmitglied (https://www.rheinische-landfrauen.de/unser-landesverband/unser-praesidium), und Dr. Melanie Rühmling, Soziologin am Rostocker Institut für Sozialforschung und gesellschaftliche Praxis e.V. (https://rostocker-institut.org/melanie-ruehmling/), zur geschlechtersensiblen Raumplanung in Ländlichen Räumen.

    Die drei wichtigsten Ansatzpunkte der geschlechtersensiblen Raumplanung sind laut Melanie Rühmling Erwerbsarbeit, Mobilität und öffentliche Partizipation (https://rostocker-institut.org/gender-planning/). Die drei Ebenen sind eng miteinander verzahnt und bedingen einander: Frauen können eher einer (vollen) Erwerbsarbeit nachgehen, wenn die Mobilität in der Region gesichert ist und zu pflegende Personen zum Beispiel mit dem ÖPNV selbstständig in das nächstgelegene Dienstleistungszentrum gelangen. Auch das Vorhandensein einer Breitbandanbindung ist für flexible Arbeitsplatz- und Arbeitszeitgestaltung und damit einem geschlechtergerechten Arbeitsmodell essenziell. Dies bestätigt auch Jutta Kuhles. Der LandFrauenverband engagiert sich dementsprechend für eine Ausweitung des New-Work-Modells in die Ländlichen Räume

    (https://www.landfrauen.info/fileadmin/Redaktion/fileadmin/Redaktion/PDF/Publikationen/Docs/Positionspapiere/2023_New_Work.pdf).

    Die Frage nach der öffentlichen Partizipation stellt sich als Schlüsselfunktion in der Entwicklung geschlechtergerechter Regionen heraus: Nur wenn Frauen andere Frauen in öffentlichen Rollen als Vorbilder sehen, werden sie selbst dazu animiert, sich zu engagieren und für die eigenen Belange einzusetzen. Dies erfordere ein Bewusstsein in kommunalen Verwaltungseinrichtungen für die spezifischen Bedürfnisse von Frauen und anderen marginalisierten Gruppen und die Bereitwilligkeit, diese in der Planung über traditionelle Frauenthemen wie Spielplätze und Kita- Versorgung hinaus mit einzubeziehen. Als Modellbeispiel hat Jutta Kuhles dafür das „Aktionsprogramm Kommune - Frauen in die Politik!“ (https://www.frauen-in-die-politik.com/programm) mitgebracht, das zum Beispiel ein Mentoring-Programm beinhaltet, in dem erfahrene Frauen in der Politik mit politisch interessierten Frauen zusammengebracht werden (https://www.frauen-in-die-politik.com/mentoring).

    Melanie Rühmling und Jutta Kuhles enden die Folge mit dem Aufruf an alle Frauen in den Ländlichen Räumen, sich zu engagieren und sich selbst nicht als auf dem Land „Hinterbliebene“ und „Abgehängte“ zu sehen. „Nutzt das Potential der Vielen, schließt euch zusammen, werdet sichtbar.“ – Jutta Kuhles.
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    46 分
  • #25 - Sozialer Kitt – was hält unsere Gesellschaft zwischen Land und Stadt zusammen?
    2024/07/09

    Mit seinem Buch Stadt Land Frust vermisst der Politologe Lukas Haffert den Konflikt zwischen den angeblich abgehängten Land und den „abgehobenen“ Metropolen. Im Podcast diskutieren wir seine Thesen und auch durchaus kritisch, ob es diesen „sozialen Kitt“, der in Gefahr sein soll, überhaupt gibt.

    Interessanterweise ist der Eindruck eines sich vertiefenden Grabens zwischen Land und Stadt ein Generationenphänomen. Während jüngere Menschen (insbesondere jüngere Männer) eher dazu tendieren, diesen Wahrzunehmen, nehmen ihn ältere Menschen nicht so stark wahr. Das Gefühl von Zusammengehörigkeit wird dabei meist von erfahrenen Ungleichheiten in Frage gestellt. Hier spielen besonders ökonomische Unterschiede eine Rolle.

    Klar ist: Der geografische Kontext beeinflusst uns alle, egal ob auf dem Land oder in der Stadt lebend. Er beeinflusst welche Themen wir für wichtig erachten und damit auch unser Wahlverhalten.

    Strukturelle und kulturelle Polarisierung

    Es gibt Konfliktlinien zwischen Land und Stadt, die struktureller und kultureller Art sind, wie Einkommen, Infrastruktur, Wertvorstellungen oder Statusdenken. Die Betonung dieser Konfliktlinien weist großes Mobilisierungspotenzial auf und wird auch von Parteien und Medien genutzt. Strukturelle und kulturelle Polarisierungen greifen ineinander und verstärken sich ggf. noch. Dabei ist wichtig zu verstehen, dass die wachsende geografische Polarisierung gleichermaßen von Stadt und Land ausgehe, so Haffert. Dabei hängen Wahlentscheidungen erheblich mit der Frage nach einer Zugehörigkeit zusammen, danach mit was, welcher Gruppe oder auch welchem Ort man sich identifiziert. Ein geografisches Wir vs. die Anderen kann schnell konstruiert und zur politischen Mobilisierung genutzt werden. Heimatgefühle und -verbundenheit werden zur Mobilisierung von Wähler:innen genutzt.

    Poltische Repräsentanz

    Im Podcast haben wir auch viel über die politische Repräsentanz gesprochen. Was ist die tatsächliche, was die gefühlte Repräsentanz? Wird die politische Selbstwirksamkeit je nach geografischer Zugehörigkeit unterschiedlich wahrgenommen? Welche Rolle spielt der Metropolenfokus im Journalismus, was macht das Sterben der Lokalzeitungen mit dem empfundenen Debattenraum? Wo sind die Orte der Verständigung? – Freut euch auf eine spannende Podcastfolge!

    Übrigens:

    • Die zitierte Studie des Kieler Institut für Weltwirtschaft wird hier kurz dargestellt: https://www.andreas-hermes-akademie.de/artikel/schon-gewusst-dass-11/
    • Lukas Haffert präsentierte seine Thesen auch im Rahmen unserer Veranstaltung „Sozialer Kitt – was hält unsere Gesellschaft zwischen Land und Stadt zusammen?“ am 25 Juni 2024 in der Landesvertretung Brandenburg. Eine Zusammenfassung ist hier zu finden: https://www.andreas-hermes-akademie.de/artikel/sozialer-kitt-was-haelt-uns-als-gesellschaft-zwischen-land-und-stadt-zusammen-2/
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    34 分
  • #24 - Neue Wege gegen den innerstädtischen Leerstand ländlicher Kleinstädte mit Katrin Hitziggrad
    2024/06/11

    Überall in Deutschland machen sich in Kommunen Menschen auf den Weg, ihre Innenstädte wiederzubeleben und neue Entwicklungsimpulse zu setzen. Unser Gast in der heutigen Folge, Katrin Hitziggrad, begleitet Kommunen und Eigentümer:innen auf diesem Weg. Als gelernte Immobilienkauffrau und Expertin für Leerstandsentwicklung und Standort-/Immobilienmarketing kennt sie die gängigen Herausforderungen und bringt die nötigen Ideen, Visionen und Instrumente mit, Leerstand neu zu denken.

    Denn in vielen ländlichen Kleinstädten zeigt sich ein ähnliches Bild: immer mehr Drogerien, Metzgereien, Eisdielen und andere Ladenzeilen in Innenstädten stehen leer. Laut dem Immobilienverband Deutschland IVD lag die bundesweite Leerstandsquote im Einzelhandel 2021 bei 20 Prozent (https://t1p.de/u2dad). Besonders betroffen sind dabei auch Nebenlagen in Klein- und Mittelstädten, in denen der Anteil im Schnitt sogar bei 25 % lag (https://t1p.de/4sngv). Zu den Ursachen gehören neben der zunehmenden Bedeutung von Onlineshopping auch die Folgen der Covid-Pandemie, fehlende Nachfolger:innen und fehlendes Personal, das viele Läden vor Herausforderungen stellt.

    In unserer heutigen Folge ging es unter anderem um Katrin Hitziggrads jüngste Projekte, die FreiRaumStationen in Homberg (Efze) und Borken im Schwalm-Eder Kreis. Über eine digitale Plattform konnten hier verschiedene Leerstände mit Nutzungsformen gematcht und teils über Stipendien gefördert werden. Auch die Fragen, welche Impulse von temporären Zwischennutzungen ausgehen können, wie man die Bevölkerung vor Ort mitnimmt und welche Nutzungsformen die ländliche Kleinstadt der Zukunft beheimatet, waren Thema.

    Über das städtebauliche Leitbild hinter dem Slogan „Innen- vor Außenentwicklung“ könnt ihr euch im Handwörterbuch der Stadt‐ und Raumentwicklung der Akademie für Landforschung und Landesplanung (ARL) weiter informieren: https://www.arl-net.de/system/files/media-shop/pdf/HWB%202018/Innenentwicklung.pdf

    Als Land Ü-Ei hat uns Katrin Hitziggrad das maßstab:werk im thüringischen, Bad Liebensteiner Ortsteil Schweina mitgebracht, in dem ein leerstehendes Fabrikgelände in ein Kulturzentrum mit Coworking Space umgenutzt wurde. Ein besseres Bild könnt ihr euch auf dessen Website: https://maßstabwerk.de/ machen.

    Eine Kurzdokumentation des Hessischen Rundfunks über die Raumstationen in Homberg (Efze) und Borken, in der auch Katrin Hitziggrad und ihre Projektflächen zu sehen sind, ist in der ARD-Mediathek abrufbar: https://www.ardmediathek.de/video/erlebnis-hessen/mission-innenstadt-neue-ideen-fuer-leere-schaufenster/hr-fernsehen/MjY1ODFmYjAtZmU5MS00Y2RiLTg2ZjMtNGJmZWQ3ZWEzZjM5
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  • #23 - Die Europäische Union und die ländlichen Räume
    2024/05/14
    Kurz vor der Europawahl wollen wir uns im Podcast LandAussichten mit der EU und der Frage beschäftigen, welche Bedeutung sie für die ländlichen Räume hat. Zu Gast bei uns ist Prof. Dr. Martin Scheele. Der gelernte Landwirt und Agrarökonom war von 1993 - 2019 bei der EU Kommission, zuletzt Leiter eines Referats, in welchem die Ländliche Entwicklungspolitik in den Mitgliedsländern und Regionen koordiniert wurde. Weitere Zuständigkeiten waren die Ausgestaltung der Gemeinsamen Agrarpolitik, insbesondere Maßnahmen der Ländlichen Entwicklung. Heute ist er Honorarprofessor an der HU Berlin. Bei der Europawahl wählen die Bürgerinnen der Länder der EU die Mitglieder des Europäischen Parlaments (MdEP). Gemeinsam mit den Vertreterinnen der Regierungen der EU-Mitgliedstaaten haben die Abgeordneten die Aufgabe, neue Gesetze zu gestalten und zu beschließen. Diese Gesetze betreffen viele Bereiche des Lebens in der Europäischen Union, von der Unterstützung der Wirtschaft und dem Kampf gegen die Armut bis hin zum Klimawandel. Das Parlament genehmigt den EU-Haushalt und prüft die Verwendung der Mittel. Außerdem wählt es den Präsidenten und bestätigt die Mitglieder der Europäischen Kommission, die dem Parlament Rechenschaft ablegen muss. Das heißt: es ist sehr wichtig - auch für das Leben der Bevölkerung in den ländlichen Räumen - wer gewählt wird! Konkret gibt es viele Vorteile, die durch die EU entstehen: Der gemeinsame Binnenmarkt mit einer Währung, keine Grenzkontrollen beim Reisen, Jobs in anderen Mitgliedsländern, Roaming, Erasmus…die Liste ist lang und Martin Scheele betont: EU bedeutet Bürokratieabbau: Ein einzelnes statt 27 verschiedene Regelwerke spare einiges an Bürokratie ein. Die Entwicklung Ländlicher Räume innerhalb der EU wird durch die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) gefördert. Von der MacSharry Reform über die Agenda 2000 – hier wurde die Politik zur ländlichen Entwicklung, einschließlich Agrarstruktur- und Agrarumweltmaßnahmen, sowie über den Agrarsektor hinausgehende Maßnahmen, zur 2. Säule der GAP zusammengefasst – bis zu den jüngeren Reformen: Das Thünen-Institut hat hier die verschiedenen Schwerpunktsetzungen der GAP übersichtlich dargestellt: https://www.thuenen.de/de/themenfelder/langfristige-politikkonzepte/reform-der-gemeinsamen-agrarpolitik-eine-unendliche-geschichte Kurz vor der Europawahl zeichnet sich eine „Geografie der Unzufriedenheit“ ab, so eine aktuelle Studie, die im Auftrag des EU-Ausschusses der Regionen veröffentlicht wurde. (https://ec.europa.eu/regional_policy/whats-new/newsroom/06-12-2023-geography-of-discontent-regional-development-traps-lead-to-less-support-for-european-integration-and-values_en) Dennoch ist die EU laut Martin ein Paradebeispiel für eine erfolgreiche supranationale Zusammenarbeit. Im Gespräch regt er u.a. an, LEADER-Projekte zu nutzen, um Menschen vor Ort auch für die EU zu begeistern. Eine Trennung Stadt vs. Land sei dabei nicht sinnvoll, wohl aber einen Prüfmechanismus zu etablieren, bei dem systematisch EU Politiken darauf geprüft werden, welchen Effekt sie auf die ländliche Entwicklung haben. Dies wurde bereits in der Erklärung von Cork von 1996 angeregt. (https://ec.europa.eu/enrd/sites/default/files/cork-declaration_de.pdf) Bei der Cork-Konferenz wurde der Grundstein für die heutige ländliche Entwicklungspolitik in der zweiten Säule der GAP gelegt. Ziel war eine ergebnisorientierte Politikumsetzung mit solider Analyse von Stärken und Schwächen der ländlichen Räume, um auf dieser Grundlage die gesamte Agrarpolitik in Abstimmung mit flankierenden Politiken in einen gemeinsamen Rahmen zu programmieren. Die Vision für ländliche Räume fügt sich ein in dem, was in Cork angefangen wurde. (https://eur-lex.europa.eu/legal-content/EN/TXT/HTML/?uri=CELEX:52021DC0345#:~:text=This%20Communication%20on%20a%20long,rural%20quality%20of%20life%2C%20achieve) Sie ist eine Mitteilung an den Rat, die Politiken flankiert, um Konsens und Leitlinien herzustellen. Sie ist keine eigenständige Politik, sondern bereitet diese vor, namentlich den Pakt für ländlichen Räume bzw. den Aktionsplan für Ländliche Räume mit 30 Maßnahmen, die umgesetzt werden sollen: https://rural-vision.europa.eu/index_en
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    39 分