Wer jeden Tag 3000 Meter schwimmen geht, hat irgendwann sehr viele Geschichten zu erzählen. Peggy Langhans tut das - und hat daraus ein Buch gemacht. „Kaffee am Beckenrand“ ist 2024 erschienen und erzählt von Menschen, denen man im Schwimmbad begegnet - von der Mitschwimmerin auf der Nebenbahn genauso wie dem Bademeister, der Putzfrau, der besorgten Mutter oder dem verliebten Trainingspartner.
Wir treffen Peggy in der Kirche am Seggeluchbecken im Berliner Märkischen Viertel, wo die Theaterwissenschaftlerin und -pädagogin mit ihrem Ensemble KUNSTSPIEL beheimatet ist. Ausgerechnet an einem Tag, an dem sie mal nicht schwimmen konnte. Weil ihr bevorzugtes Bad geschlossen ist. Aber das nimmt sie hin. Denn die gebürtige Greifswalderin ist mit Wasser aufgewachsen und weiß - die nächste Gelegenheit kommt spätestens morgen.
Am liebsten schwimmt sie mit Musik, die sie über Knochenschallkopfhörer hört. Hip-Hop mag sie gern, Jazz funktioniert für sie nicht. Musik unterstützt den mediativen Charakter, den das Schwimmen hat, findet sie, besonders, wenn es voll ist. Dann stören sie die anderen Schwimmer:innen plötzlich gar nicht mehr. Ansonsten trägt sie keine Badekappe und auch nicht unbedingt eine Schwimmbrille (was zumindest eine von uns höchst erstaunlich findet).
Mit drei Jahren hat Peggy bereits schwimmen gelernt, weil ihre Eltern Angst hatten: Wir sind ständig an der Ostsee, das Kind muss schwimmen können! Erstmal im Freiwasser und später dann auch im Verein. Heute mag sie das Leistungsdenken beim Schwimmen nicht mehr. Bewegung im Wasser soll Spaß machen, findet sie. Das ewige Vergleichen sei anstrengend. Viel schöner findet sie es, auf den eigenen Körper zu hören, wenn sie ins Wasser geht. Zu spüren, wie ist es heute, eher kalt oder warm, weich oder hart - und sich dann darauf einzulassen. Und von Apps oder Uhren will sie sich schon gar nicht leiten lassen.
2018 hat sie wieder richtig intensiv angefangen zu schwimmen. Mittlerweile gehört es für sie dazu wie der morgendliche Kaffee - ob am Beckenrand oder zuhause. Was sie dabei immer wieder sieht, sind Schwimmer:innen, die das Wasser offenbar als Feind begreifen, auf den sie einschlagen müssen. Die nicht - wie sie es nennt - mit dem Wasser kommunizieren, sondern einfach das tun, was sie sich vorgenommen haben, egal, wie sie sich eigentlich fühlen. Peggy dagegen begrüßt jeden Morgen das Wasser: Schön, dass du wieder da bist! Wie geht es dir und mir heute?
Diese andere Art, mit dem Wasser umzugehen, hat sie im Freiwasser gelernt. Da ist es lebenswichtig zu merken, wenn sich eine Strömung ändert, es plötzlich kälter wird oder der Wind sich dreht. Ängstlichen Menschen rät sie deshalb von Experimenten ab, sondern stattdessen besser da zu bleiben, wo man sich sicher fühlt. Denn im Zweifel schaffen es selbst professionelle Retter nicht mehr, rechtzeitig zu helfen. Also aufmerksam und vor allem ruhig zu bleiben, wenn sich die Umstände im Freiwasser plötzlich ändern. Und rechtzeitig abzubrechen und nicht einfach weiterzumachen. Die natürlichste Bewegung im Meer findet sie übrigens Delfin. Werden wir im nächsten Urlaub mal ausprobieren!
Mit ihrem Buch ist Peggy auch in den nächsten Wochen und Monaten noch auf Lesereise. Folgende Termine stehen noch an:
15. Januar 2025, um 19.30 Uhr
Musikalische Lesung
KAFFEE AM BECKENRAND
von und mit Peggy Langhans & Carly Quiroz (Piano)
in der Fabula by Buchhandlung Schatzinsel
Alt Zepernick 3, 16241 Panketal
23. Juli und 27. August 2025, um jeweils 20 Uhr
Autorenlesung
KAFFEE AM BECKENRAND
von und mit Peggy Langhans
im Cliff-Hotel Rügen
Cliff am Meer 1, 18586 Ostseebad Sellin