Podcast - Deutsch

著者: Martin Burckhardt
  • サマリー

  • Dieser Podcast präsentiert Buchkapitel, die sich zu Audiostücke gewandelt haben, aber wird auch Gespräche mit anderen Autoren enthalten.

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    Martin Burckhardt
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あらすじ・解説

Dieser Podcast präsentiert Buchkapitel, die sich zu Audiostücke gewandelt haben, aber wird auch Gespräche mit anderen Autoren enthalten.

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Martin Burckhardt
エピソード
  • Im Gespräch mit ... Juan Gruben
    2024/12/20

    Wie rutscht ein komplexes, gesellschaftliches System in eine Abwärtsbewegung hinein? Die befremdliche Antwort ist vielleicht, dass die Bewohner selbst, wie die verarmenden Adligen des 19. Jahrhunderts, kein wirkliches Krisenbewusstsein entwickeln, sondern über lange Zeit ein sentimental geschöntes, zunehmend haltloses Selbstbild aufrechterhalten. Schon aus diesem Grund ist der Blick eines Außenseiters interessant, umsomehr, wenn dieser, wie Juan Gruben, an leitender Stelle, gleich mehrere Staatsbankrotte hat begleiten und beobachten können.

    Als der junge Deutsch-Argentinier Juan Gruben, 1954 in Buenos Aires geboren, im Jahr 1980 als Trainee nach Deutschland kam, verliebte er sich sogleich in dieses Land. Denn auf rätselhafte Weise schien im Wirtschaftswunderland alles perfekt zu funktionieren. Nicht bloß, dass die Züge auf die Minute pünktlich ankamen und wieder abfuhren, zudem konnte er Dinge gewärtigen, die ihm aus seinem von Inflation und Militärdiktatur geplagten Heimatland Argentinien gänzlich unbekannt waren: Rentner, die anstatt in die Armut und die gesellschaftliche Bedeutungslosigkeit zu gleiten, ihr Leben genossen, zudem eine Nachbarschaftlichkeit, die dem zuvor nur reklamierten Begriff der gesellschaftlichen Solidarität eine Lebenswirklichkeit zuführte. Das Überraschendste aber war, dass es in dieser saturierten Gesellschaft etwas gab, was als höher noch galt als der Reichtum: nämlich der Geist, jene Reputation, die jenen Schichten entspringt, die man gemeinhin bildungsbürgerlich nennt - und all dies war Grund, Deutschland zur Wahlheimat zu machen.

    Freilich musste der junge Mann, der für die Dresdner Bank eine steile Bankkarriere hinlegte, der zunächst die Lissaboner Repräsentanz übernahm, dann zum Senior Country Manager in Buenos Aires aufstieg, erleben, dass mit jedem Heimaturlaub sein schönes Deutschlandbild eine weitere Beschädigung aufwies – und dass dies nicht zuletzt mit dem Aufstieg des neoliberalen Denkens zusammenhing. Zwar wurde man in den Bankenkreisen nicht müde, von Humankapital und Personalmanagement zu sprechen, gleichwohl schien es, als ob auch die Mitarbeiter nichts weiter waren als Zahlen, Passiva, die man idealiter freisetzen oder durch billigere Arbeitskräfte ersetzen konnte. Hatte man in den Anfangszeiten der Digitalisierung nur die Salden der Konten, mit Codes versehen, an ein Rechenzentrum geschickt, wurde im Verlaufe der Zeit das ganze Geschäftsmodell der Bank ausgelagert – begnügten sich die Banken damit, ihren Kunden jene Papiere und Fondsanteile zu verkaufen, die von Rating Agenturen mit einem Triple-A versehen worden waren. Mochte dies ein Spiel für risikoadverse Lemminge sein, konnte Juan Gruben gleich zweimal in Südamerika erleben, was passiert, wenn ganze Volkswirtschaften in einen Bankrott hineinschlittern. Zum Zeugen eines solchen Desasters zu werden, bei dem Geld-Volatilität und Gesellschaftschaos einander die Hand reichen, wo vor allem Kurzsichtigkeit, Sozialdarwinismus und Korruption reüssieren, ist eine Erfahrung, die nur wenigen Menschen zuteil wird – und aus diesem Grunde war der gemeinsame Rückblick darauf, wie sich im letzten halben Jahrhundert das Bankenwesen, aber auch das Modell Deutschland einer schleichenden Zerrüttung hat anheimfallen können, eine höchst anregende Unterhaltung, eine Unterhaltung, an deren Ende sich die sonderbare Einsicht einstellt, dass Argentinien nun überall ist. Dass nun auch die Bewohner seiner Wahlheimat von den Gespenstern des Zerfalls, Deindustrialisierung, Inflation, politischer Destabilisierung, heimgesucht sind, ist dem bekennenden Helmut Schmidt-Fan ein Gräuel. Und da sich die Sozialdemokratie von ihren eigenen Werten entfernt hat, hat der alte Sozialdemokrat seine Mutterpartei verlassen und engagiert sich nun in in seinem Heimatkreis Pinneberg in der Kommunalpolitik.

    Als weiterführende Lektüre empfohlen

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    1 時間 53 分
  • Im Gespräch mit ... Manfred Haferburg
    2024/11/29

    Es gibt nicht viele Menschen, die davon berichten können, wie es ist, im Augenblick eines Blackouts für das Energiesystem eines Landes verantwortlich zu sein. Manfred Haferburg ist einer der wenigen, die auf ein solches Ereignis zurückschauen können. Denn zum Jahreswechsel 1978/79 war der junge Ingenieur als Schichtleiter zuständig für den Betrieb des größten Kernkraftwerks der DDR, Greifswald. Zwar absolvierte er diese Aufgabe mit Bravour, gleichwohl erwies sich der Staat ihm gegenüber als wenig großzügig: Als Nicht-Parteimitglied, das zudem nicht willens war, für die Stasi tätig zu werden, wurde Haferburg zum Objekt einer Operativen Personenkontrolle, festgenommen, verhört und misshandelt und schließlich mit verbundenen Augen aus einem Auto auf die Straße geworfen. All diese Erfahrungen verarbeitete er 2013 in seinem Roman Wohn-Haft, zu dem sein Freund Wolf Biermann ein Vorwort schrieb. Weil der gelernte DDR-Bürger eine ideologische Grundskepsis entwickelt hatte, erweckten die Verheißungen der Energiewende, mit all ihren Versprechungen, seine Skepsis - und so wurde Manfred Haferburg, neben seiner Beratertätigkeit für große Kernkraftunternehmen weltweit, auch publizistisch tätig. Allein die Vorstellung, dass man eine über einhundertzwanzig Jahre gewachsene soziale Plastik binnen kurzem umgestalten könne, mehr noch, dass die Transformation des gesellschaftlichen Energiesystems Amateuren übertragen werden sollte, widersprach dem Ethos des Ingenieurs – und brachte den Publizisten hervor, der die Absurditäten dieser Gesellschaftsentwicklung auf den Punkt bringt. Diese punktgenauen, unideologischen Analysen wiederum haben meine Aufmerksamkeit geweckt – und zu jener anregenden Unterhaltung mit ihm geführt, die hiermit öffentlich wird.

    Manfred Haferburg studierte an der Technischen Universität Dresden Maschinenbau mit Vertiefungsrichtung Kernenergetik. Nach seiner Arbeit als Schichtleiter für das Kernkraftwerk Greifswald war er nach der Wende für einen großen Energieversorger tätig. Nach einem Umzug nach Paris wurde Berater für große Kernkraftunternehmen - weswegen es wohl mehr Kernkaftwerke von innen gesehen hat als irgendein Politiker. Zudem sitzt er im Advisory Board der in Kanada tätigen Firma Dual Fluid, die Kernkraftwerke neuen Typs entwickelt, welche, anders als die Leichtwasserreaktoren à la Tschernobyl, frei von der Gefahr einer Kernschmelze, zudem sehr viel energieeffizienter sind – was auch zur Minimierung des radioaktiven Abfall beiträgt.

    Von Manfred Haferburg sind erschienen

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    1 時間 16 分
  • Im Gespräch mit ... Michael Schulte-Markwort
    2024/11/07

    Wenn die Psyche, wie Michael Schulte-Markwort schreibt, immer auch an die Veränderungen des Zeitgeistes geknüpft ist, nimmt es nicht wunder, dass sich gesellschaftliche Umbrüche zuallererst in den Kinderseelen niederschlagen. Gleichwohl war der Verfasser dieser Zeilen doch überrascht, nach mehr als drei Dekaden in der Kinder- und Jugendpsychiatrie sich einer neuartigen Problematik gegenüberzusehen: mutlosen Mädchen, die sich zunächst aus der Schule, dann aus sämtlichen sozialen Bindungen zurückgezogen hatten. Dabei hätten die Bedingungen von außen betrachtet gar nicht besser sein können, waren es doch die eigenen Mütter, welche die Verheißung eines selbstbestimmten, emanzipierten Lebens vorlebten. Dennoch war das vorherrschende Lebensgefühl der Töchter von einer nachgerade lähmenden Sinnlosigkeitsempfindung überschattet. Schaut man genauer hin, erzählen die Leidensgeschichten der mutlosen Mädchen von durchaus gegenwärtigen Problemen. Denn was tut man wohl, wenn sich das Leben zum Laufsteg verwandelt, zu einem Kunstwerk, an dem man, weil es eine beständige Selbstüberforderung mit sich bringt, nur scheitern kann? Wo es keine Vorbilder, keine Hoffnung, keinen Weg mehr gibt, zieht man sich zurück. Mag der Rückzug keinerlei Verheißung bedeuten, so erspart man sich doch die narzisstische Demütigung – dass einem in der Konfrontation mit einer als feindlich empfundenen Außenwelt noch der letzte Rest von Selbstbewusstsein ausgetrieben wird. Begreift man Michael Schulte-Markworts Bericht von den mutlosen Mädchen nicht bloß als das Problem einer neuen Generation, kann man darin die Spiegelung einer Welt entdecken, der die Zukunftsentwürfe ausgegangen sind.

    Michael Schulte-Markwort, der als einer der renommiertesten deutschen Kinder- und Jugendpsychiater gilt, wirkte als Professur für Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Universität Hamburg. In seiner ärztlichen Karriere war er, neben anderen Posten, Leitender Abteilungsarzt der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychosomatik des Altonaer Kinderkrankenhauses. Seit 2020 widmet er sich dem Aufbau der Privatpraxis Paidion-Heilkunde für Kinderseelen in Hamburg und Berlin.

    Von Michale Schulte-Markwort sind u.a. erschienen:

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    46 分

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