『Podcast - Deutsch』のカバーアート

Podcast - Deutsch

Podcast - Deutsch

著者: Martin Burckhardt
無料で聴く

このコンテンツについて

Dieser Podcast präsentiert Buchkapitel, die sich zu Audiostücke gewandelt haben, aber wird auch Gespräche mit anderen Autoren enthalten.

martinburckhardt.substack.comMartin Burckhardt
アート 文学史・文学批評 社会科学
エピソード
  • Im Gespräch mit ... Matthias Heine
    2025/07/02

    Auf eine sonderbare Weise hat sich in den letzten Jahren eine fast Orwellsche Sprachpolitik eingebürgert, bei der sich einige Zeitgenossen, wie eine Art informeller Sprachpolizei, dazu ermächtigt fühlen, die Verlautbarungen ihrer Zeitgenossen zu klassifizieren. Mag man sich in der Überzeugung, dass die Welt nichts weiter ist als ein Sprechakt, ja dass selbst das Schweigen einen Gewaltakt darstellen kann (»silence is violence«), auf höchst zweifelhaftem philosophischen Fundament bewegen, hat die Sprach-Regulierungswut unterdessen auch Verwaltungen und Konzerne erfasst. Ja, im Gefolge der Hate-Speech-Hysterie kommt es nicht selten vor, dass die Verwendung eines »falschen« Wortes auch juristische Konsequenzen hat. Matthias Heine, der als Wissenschaftler an der Neubearbeitung des Deutschen Wörterbuchs mitgewirkt hat, hat sich dem Phänomen des Sprachumbaus, den er als gesamtgesellschaftliche Katastrophe begreift, in gleich mehreren Büchern genähert. Stellen diese zugleich einen Streifzug durch unsere Kulturgeschichte dar, der von Martin Luthers spätmittelalterlicher Legasthenie (14 Schreibweisen des Wortes »Wittenberg«) bis hin zu den Sprachinterventionen der Tagesschau reicht, wird darüber sichtbar, wie exzeptionell die derzeitigen Eingriffe in unsere Sprache sind. Wenn selbst ein Josef Stalin auf die Forderung seiner Parteigenossen, die russische Sprache von feudalen Überresten zu säubern, entgegnete, dass die Sprache seit jeher ein Volkseigentum darstelle, eine solche Forderung mithin unsinnig sei, begreift man, dass man es mit einem revolutionären Furor zu tun hat, der an Radikalität noch manche Verstiegenheit der Vergangenheit in den Schatten stellt. Schon aus diesem Grund war die Unterhaltung mit Matthias Heine überaus lehrreich – hat das Gespräch Perspektiven eröffnet, welche den großen Sprachumbau der Gegenwart in ein neues, durchaus überraschendes Licht tauchen.

    Matthias Heine, der zunächst als freier Journalist für die Welt, die FAZ und den Cicero schrieb, ist seit 2010 als Feuilletonredakteur bei der Welt tätig.

    Matthias Heine hat (u.a.) veröffentlicht:

    Themenverwandt



    Get full access to Ex nihilo - Martin Burckhardt at martinburckhardt.substack.com/subscribe
    続きを読む 一部表示
    1 時間 11 分
  • Im Gespräch mit ... Gerd Koenen
    2025/06/26

    Es gibt nur wenige Zeitgenossen, die sich mit den historisch-untergründigen Geistesströmungen beschäftigen, welche uns in die gegenwärtigen Kalamitäten hineingeführt haben – eine Welt, in welcher der Krieg zu einem Mittel der Politik geworden ist, der starke Mann zu einer Sehnsuchtsfigur – und autoritäre Gedankenfiguren eine bizarre Wiederauferstehung erleben. Mag sein, dass der Grund, der Gerd Koenen zur Anamnese unserer Gegenwart gebracht hat, mit der persönlichen Erfahrung der Kulturrevolution verwoben ist. Als Mitglied des SDS und des Kommunistischen Bundes Westdeutschlands, dessen Kommunistische Volkszeitung er als Redakteur betreute, befand er sich gleichsam im Zentrum des Geschehens - und konnte nach seinem Ausstieg aus der Bewegung, wie kaum ein anderer, die Geschichte der 68er Revolte nachzeichnen. In dieser Erzählung wird deutlich, wie die Traumpfade der Weltrevolution in einen geistigen Tunnel hineingeführt haben, in dem die Phantasmen der Stadtindianer in die Gewalttaten der RAF eingemündet sind. Als Historiker, der mit einer Psychoanalytikerin aus dem ehemaligen Ostblock verheiratet ist, darüber hinaus vielfältige Kontakte zur Solidarność und zu ausgebürgerten Dissidenten unterhielt (wie etwa Lew Kopelew), führte ihn die Problematik des real-existierenden Kommunismus zu der Frage, wie die politische Ökonomie eines Karl Marx in eine totalitäre Staats- und Gesellschaftsform umschlagen konnte. Weil aus dieser langen Beschäftigung mit der Frage des Kommunismus ein intensives Verhältnis zu Russland entstand, ist Koenen zum Chronisten auch jenes Wandels geworden, der uns heute in Gestalt des bellizistischen Putin-Russlands gegenübersteht. Und genau hier setzt unsere Unterhaltung an, die eine große geschichtliche tour de force geworden ist – und sich mit jenen gedanklichen Hohlräumen beschäftigt, die uns noch heute umtreiben. Dies mag der Frage gelten, ob der Marsch durch die Institutionen zu ihrer sukzessiven Aushöhlung geführt hat – und ob diese Form der politischen Evakuierung zum Erstarken antidemokratischer, ja, bellizistischer Grundhaltungen geführt hat, aber ebenso steht die Politik des Ressentiments und des gegenwärtigen Nihilismus auf dem Tablett.

    Gerd Koenen, 1944 geboren, war in jungen Jahren Mitglied des SDS und der KBW, nach seinem Austritt aus der Bewegung Redakteur des Pflasterstrands. Ihm verdankt sich eine wunderbare Chronik dieser Zeit: Das rote Jahrzehnt. Unsere kleine deutsche Kulturrevolution 1967–1977. In der Folge hat er sich als Historiker in mehreren Büchern mit der Geschichte des utopischen Denkens und des Kommunismus beschäftigt – wobei zunächst das deutsche Verhältnis zu Russland, dann Russland selbst in den Vordergrund getreten ist.

    Von Gerd Koenen sind (u.a.) erschienen

    Themenverwandt



    Get full access to Ex nihilo - Martin Burckhardt at martinburckhardt.substack.com/subscribe
    続きを読む 一部表示
    1 時間 46 分
  • Im Gespräch mit ... Stefan Weber
    2025/06/18

    Vielleicht ist die Psychologie des Copy Pasters eine der größten Leerstellen unserer heutigen Zeit – hat man es hier doch mit einem Spezimen zu tun, das erst um die Jahrtausendwende, dann allerdings höchst massiv in Erscheinung getreten ist. Haben frühere Zeiten dieses Wesen, je nachdem unter das Werther-Syndrom oder den Bovarysmus zu subsumieren versucht, als eine Form, den eigenen „Roman zu leben“ , scheint das Design der eigenen Identität nun zur Lebensaufgabe geworden zu sein. Fällt einem dazu nur wenig ein, kann man sich mit einem Mausklick die Lebensleistung eines oder mehrerer anderer Menschen einverleiben. Ein solcher Schachzug ist umso attraktiver, als die akademischen Titel, ebenso wie der Nimbus des Autors eine gewisse soziale Reputation versprechen. Schon aus diesem Grund haben mich die Enthüllungen des Plagiatsjägers Stefan Weber stets interessiert. Dass sie ins Zentrum zahlloser politischer Skandale geführt haben (einfach deswegen, weil die Frage des Plagiats die charakterliche Integrität von Menschen berührt, die sich in der Öffentlichkeit zu moralischen Instanzen aufgeschwungen haben), ist bemerkenswert genug; sehr viel rätselhafter aber ist die zugrundeliegende Frage, nämlich, was Menschen dazu bewegt, sich mit falschen Federn zu schmücken, ja, was sie dazu verleitet, noch die intimsten Empfindungen, die eigenen Tränen z.B., zu plagiieren. So besehen stellt der Copy Paster beinahe so etwas wie ein unerforschtes Wesen dar, ja, könnte man ihm nachgerade den Slogan der Anonymus-Hacker zuschreiben:

    We are Anonymous. We are Legion. We do not forgive. We do not forget. Expect us.

    Tatsächlich sind die Plagiatsfälle, die Stefan Weber der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat, unterdessen Legion. Das beginnt mit dem Fall Karl-Theodor zu Guttenbergs 2011 – und setzt sich fort: Johannes Hahn, Norbert Lammert, Diana Kinnert, Matthias Döpfner, Annalena Baerbock – um nur die prominentesten Plagiatoren zu nennen. Interessanter jedoch als der trübe Umstand, dass die Identitätsfälschung zu einem Gesellschaftsspiel geworden ist, ist die Frage, was die zugrundeliegenden sozialen Faktoren sind – mehr noch, warum selbst Institutionen, die (wie die Universität) das höchste Interesse an der Integrität ihrer Forschung haben sollten, hier ein, nein mehr noch, alle beiden Augen zudrücken.

    Stefan Weber ist habilitierter Kommunikationswissenschaftler. Dass er zum berühmt-berüchtigten Plagiatsjäger wurde, ist der Tatsache geschuldet, dass seine eigene Doktorarbeit gleich ein dreifaches Plagiat erlebte – und somit auf höchst persönliche Weise auf diese Thematik gestoßen wurde. Unterdessen hat er die „Plagiatsjagd“ zur Lebensaufgabe gemacht – immer mit dem Blick darauf, dass das Problem der akademischen Integrität eine Frage ist, die in den Zeiten von ChatGPT das Fundament der heutigen Wissensproduktion affiziert.

    Von Stefan Weben sind (u.a.) erschienen:

    Themenverwandt



    Get full access to Ex nihilo - Martin Burckhardt at martinburckhardt.substack.com/subscribe
    続きを読む 一部表示
    2 時間

Podcast - Deutschに寄せられたリスナーの声

カスタマーレビュー:以下のタブを選択することで、他のサイトのレビューをご覧になれます。