Es gibt Ereignisse, bei denen man sofort weiß, dass sie den Lauf der Weltgeschichte verändern werden. Auch wenn die volle Tragweite der Geschehnisse im Nahen Osten noch nicht erkennbar ist, wird jetzt schon deutlich, dass sich Gewissheiten und politische Realitäten unwiderruflich verschoben haben. Genauso gibt es Bilder, die sich in unser kollektives Gedächtnis einbrennen. Bilder, die nur schwer aushaltbar sind und die Weltgemeinschaft dringend zum Handeln auffordern.
Beides gilt für den brutalen Terroranschlag der Hamas am 7. Oktober 2023 und die anschließende israelische Militäroffensive in Gaza. Die Ereignisse der vergangenen sieben Monate und die damit verbundenen Bilder haben Israel, Palästina und die Welt verändert. Gleichzeitig haben sie zu einer neuen Eskalation im Jahrzehnte andauernden Nahostkonflikt geführt. Kaum ein Thema ist historisch, ideologisch und emotional so aufgeladen wie der Nahostkonflikt. Kaum ein Konflikt ist von so vielen Verhandlungen und Resolutionen, aber so wenigen Fortschritten gekennzeichnet. Kaum ein Konflikt scheint so aussichtslos zu sein.
Aber was bedeutet das für die deutsche Außenpolitik, vor allem für eine Außenpolitik, die sich den Werten und Zielen feministischer Außenpolitik verpflichtet hat? Inwiefern kann in den palästinensischen Gebieten heute von einer gleichberechtigten Teilhabe aller Menschen gesprochen werden? Wie lässt sich die bisherige deutsche Außenpolitik gegenüber Israel und Palästina beschreiben und wo könnte eine feministische Außenpolitik ansetzen? Diesen großen Fragen versuchen wir heute mit Isabel Cademartori und Dr. Muriel Asseburg auf den Grund zu gehen.
Zum Thema Nahostkonflikt empfehlen Isabel Cademartori und Dr. Muriel Asseburg:
Palästina und die Palästinenser: Eine Geschichte von der Nakba bis zur Gegenwart (Muriel Asseburg, 2022)
Der Nahostkonflikt: Geschichte, Positionen, Perspektiven. (Muriel Asseburg, Jan Busse, 2023)
Der hundertjährige Krieg um Palästina (Rashid Khalidi, 2024)
Ein Tag im Leben von Abed Salama (Nathan Thrall, 2024)
Weitere Informationen:
Beschlusslage des SPD Netzwerk Feministische Außenpolitik zur Situation in Gaza (Stand 17.04.2024)
Offener Brief “Waffenstillstand jetzt: Humanitäre Katastrophe abwenden, Zwei-Staaten-Lösung vorantreiben” (18.01.2024)
Eine feministische Außen- und Entwicklungspolitik in den palästinensischen Gebieten (Muriel Asseburg, Forschungsgruppe Afrika und Mittlerer Osten, Arbeitspapier 2024/Nr. 01, Februar 2024)
Bundesregierung zum Gazakrieg: Kaum feministische Ausrichtung (Gastkommentar von Leonie Stamm und Barbara Mittelhammer, taz, 09.04.2024)
Die palästinensischen Gebiete: Strukturelle Hürden und pragmatische Ansatzpunkte für eine feministische Außen- und Entwicklungspolitik (Muriel Asseburg in: Claudia Zilla (Hg.) Feministische Außen- und Entwicklungspolitik konkret. Beitrag zu einer Sammelstudie 2024/S 07, 28.02.2024, 87 Seiten, S. 39–44)